Tourismus-Professor kritisiert Politik scharf – Für Bundestagsabgeordnete „nicht greifbar“: Corona-Fürsorge grenzt an „staatliche Bevormundung“

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 Norderney/mr – Die Politik in Deutschland ist hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen von coronabedingten Schutzmaßnahmen im Tourismus überfordert. Diese Meinung vertritt der Wilhelmshavener Professor Dr. Torsten Kirstges. Der Direktor des Instituts für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft an der Jade-Hochschule kritisiert vor allem fehlenden Weitblick. Im Interview mit der Norderneyer Zeitung sagte Kirstges: „Sobald der Hype vorüber ist und die Politiker vernünftig werden und nicht mehr unnötige Reisewarnungen herausgeben sowie die Medien ihre diesbezügliche Berichterstattung herunterfahren, wird sich das Reiseverhalten normalisieren.“ Und: „Wenn ich mit dem Zug nach München fahre, dann ist das nicht weniger gefährlich, als wenn ich auf die Kanaren reise.“ Die Menschen würden sich auf absehbare Zeit an das Risiko gewöhnen. Der Tourismus sei durch die Pandemie-Entscheidungen in der Tat in eine „katastrophale Situation“ geraten, und es habe sich herausgestellt: „Ein touristisches Produkt ist – anders als zum Beispiel die Automobilbranche – für einen Bundestagsabgeordneten kaum greifbar. Die für Deutschland und auch weltweit wirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch so wichtige Tourismusbranche wird von unseren Politikern viel zu wenig wahrgenommen.“

Einem zweiten Shutdown für Tourismus, Gastronomie und Hotellerie erklärt Kirstges eine klare Absage, da dies das Ende vieler Unternehmen und wirtschaftlicher Existenzen bedeuten würde: „Ich hoffe, dass die Politiker das checken.“ Die Betroffenen seien die Arbeitnehmer und Unternehmer. Die zu Beginn der Pandemie sicherlich sinnvolle staatliche Fürsorge durch Ver- und Gebote grenze mittlerweile an staatliche Bevormundung, so der Experte.

Quelle: Norderneyer Zeitung