Viele scheuen den Arztbesuch aus Sorge vor einer Infektion

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Appell: Wichtige Untersuchungen weiterhin wahrnehmen

LKA/Aurich. Aus Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus entscheiden sich viele
Patient*innen bei anderen Erkrankungen oder Vorsorgeuntersuchungen gegen den
Besuch einer Arztpraxis. Diese Entwicklung ruft sowohl bei behandelnden Ärzt*innen,
als auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) und der Auricher
Kreisverwaltung als Katastrophenschutzbehörde Besorgnis hervor.
Dass die Corona-Pandemie zu einem starken Rückgang bei der Wahrnehmung
wichtiger Arztbesuche geführt hat, zeigen unter anderem Analysen der Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) und des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung
(ZI) bezüglich sogenannter Früherkennungstermine, beispielsweise bei der
Hautkrebsprophylaxe. Aufgrund der berechtigten Empfehlung, vor dem Hintergrund
der Corona-Pandemie soziale Kontakte zu reduzieren, würden laut der KVN gleichzeitig
auch Arztkontakte deutlich eingeschränkt. Aus KVN-Sicht sollten Patient*innen bei
Bedarf die Arztpraxen aber auf jeden Fall aufsuchen. „Die Kassenärzte und
Kassenpsychotherapeuten in Niedersachsen haben sich den besonderen
Anforderungen der Corona-Pandemie angepasst. Durch spezielle Hygienepläne,
Infektionssprechstunden sowie den Ausbau von Telefon- und Videosprechstunden sind
die Kontaktmöglichkeiten für Patienten deutlich ausgebaut worden“, erklärt Dieter
Krott, Geschäftsführer der KVN-Bezirksstelle Aurich. Voraussetzung für einen Besuch in
der Praxis sei allerdings, dass man sich im Vorfeld telefonisch mit der Praxis in
Verbindung setze und einen entsprechenden Termin vereinbare. Laut Dr. Volker
Niehaus, Vorsitzender des Betriebsausschusses der Auricher KVN, dürfe die große
öffentliche Aufmerksamkeit für COVID-19 nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Mehrzahl der Patienten an
anderen Krankheiten leidet. „Diese große Patientengruppe
muss weiterhin auf dem Stand der medizinischen Erkenntnis
diagnostiziert und auch therapiert werden“, stellt Niehaus fest.

 

Daneben lehnen aber auch im konkreten Krankheitsfall einige Patient*innen eine ärztliche
Untersuchung ab. Das zumindest ist die Erfahrung von Dr. Jens Höllge, Hausarzt einer
Gemeinschaftspraxis in Wiesmoor. Oft würde lediglich telefonisch eine Krankschreibung für den/die Arbeitgeber*in erfragt. An einer weitergehenden Untersuchung seien einige Patient*innen nicht interessiert. Dabei seien eben diese Untersuchungen teilweise enorm wichtig – schon allein im Hinblick auf die Pandemie. „Auch hinter einer scheinbar harmlosen Erkältung könnte sich eine Infektion mit dem Corona-Virus verbergen“, macht Höllge deutlich. Bliebe eine solche Infektion unentdeckt, steige damit das Risiko einer weiteren Verbreitung. Aus seiner Erfahrung heraus hätten viele Menschen Angst, sich in den Praxisräumen zu infizieren und würden deshalb einen Besuch scheuen. „Zusätzlich ist es denkbar, dass die mit einer nachgewiesenen Infektion verbundenen Einschränkungen einige Personen davon abhalten, sich untersuchen und gegebenenfalls testen zu lassen.“ Laut Höllge sei das eine besorgniserregende Entwicklung, speziell vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Corona-Mutationen. Die Auricher Kreisverwaltung hat in der Vergangenheit häufig dazu aufgerufen, persönliche Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. „Daran hat sich in der aktuellen Situation auch absolut nichts geändert,“ bekräftigt Landrat Olaf Meinen. Im konkreten Krankheitsfall allerdings sei es enorm wichtig, sich von medizinischem Fachpersonal untersuchen oder behandeln zu lassen. „Die weitere
Ausbreitung des Virus und seiner aufkommenden Mutationen müssen wir mit aller Kraft eindämmen. Allerdings dürfen wir dabei nicht vergessen, dass es auch viele andere Krankheiten gibt, die unbedingt behandelt werden müssen!“